ERHEBT EUCH | BEFREIT EUCH | TROMMELT | TANZT!
ONE BILLION RISING DEUTSCHLAND
  • Aktuelles
    • Veranstaltungen
  • OBR 2015
    • Reform des §177 StGB
    • Hilfetelefon Jahresbericht
    • #BringBackOurGirls
    • OBR VERANSTALTUNGEN
    • DOWNLOADS >
      • Städte-Logos
      • Flyers
    • MUSIC TO RISE TO >
      • Break the Chain
  • OBR 2014
    • RISING FOR JUSTICE
    • FORDERUNGEN >
      • SCHUTZ UND UNTERSTÜTZUNG
      • EIGENSTÄNDIGE EXISTENZ
      • DARSTELLUNG IN DEN MEDIEN
      • LOKALE FORDERUNGEN
    • OBR VERANSTALTUNGEN - Deutschland >
      • Eve Ensler in Deutschland
    • LIEBE AKTIVISTINNEN UND AKTIVISTEN...
    • GALERIE
  • BLOG
  • V-DAY DEUTSCHLAND
    • SPOTLIGHT MONOLOGE
    • Gebet für Männer
  • KONTAKT
    • Impressum

Tine Wittler, Autorin und Filmemacherin („Wer schön sein will, muss reisen“, seit Sept. 2013 in den Kinos) und Gründerin der „ReBelles“: Was ist für mich Gerechtigkeit?

30/1/2014

0 Comments

 
PictureFotograf: Guido Werner
"Für mich ist Gerechtigkeit nicht nur eine Frage der gleichen Rechte, sondern auch der Chancengleichheit. Aber diese Gerechtigkeit ist – leider – nichts, was einem „passiert“ oder gar selbstverständlich zur Verfügung steht. Gerechtigkeit muss weltweit – unter den verschiedensten Gesichtspunkten; auch unter solchen, die uns eigentlich „selbstverständlich“ erscheinen – noch immer erkämpft werden. Deshalb ist Aufstehen wichtig. Und deshalb bin auch ich dabei!"

Picture
0 Comments

Die Verhältnisse zum Tanzen bringen – der bff tanzt für eine Gesellschaft ohne Gewalt

29/1/2014

0 Comments

 
Wir werden am 14. Februar ein Zeichen setzen für Gerechtigkeit  für ein Leben ohne Angst und für eine Gesellschaft ohne Gewalt. Weltweit. Aber auch deutschlandweit.
2013 brachte One Billion Rising die Erde zum Beben. Weltweit erhoben sich Menschen und demonstrierten gegen Gewalt an Frauen. 

Rising for Justice ist das Motto der diesjährigen One Billion Rising Kampagne. Gerechtigkeit ist ein abstrakter Begriff, den es auf der nationalen Ebene ganz konkret mit Inhalten zu füllen gilt. Deshalb haben sich in diesem Jahr  zehn engagierte Vereine zusammen getan und drei Forderungen an die Politik formuliert, die auch auf der One Billion Rising-Homepage nachzulesen sind. Bei One Billion Rising 2014 geht es zwar darum, eine globale Solidarität zwischen Frauen herzustellen und öffentlich zu zeigen. Es geht für uns aber auch darum, vor der „eigenen Türe zu kehren“: Sexismus, frauenverachtende Einstellungen und strukturelle Gewalt gegen Frauen sind keine Phänomene, die immer nur  „woanders“ stattfinden. Wir begegnen ihnen auf unseren Straßen, im Job oder in der Uni, oft auch in unserem eigenen Zuhause.

Wir werden am 14. Februar ein Zeichen setzen für Gerechtigkeit, für ein Leben ohne Angst und für eine Gesellschaft ohne Gewalt. Weltweit. Aber auch deutschlandweit. Solange es Gewalt gibt, kann es keine Gerechtigkeit geben.

One Billion Rising for Justice – Gerechtigkeit bedeutet für uns:

1.     dass Betroffene von häuslicher und sexualisierter Gewalt die Hilfe und Unterstützung erhalten, die sie brauchen. Diese Hilfe muss uneingeschränkt verfügbar sein. Sie darf nicht diskriminieren, muss überall barrierefrei verfügbar sein und muss durch ausreichende finanzielle Mittel langfristig gesichert sein. Die Hilfesysteme arbeiten unter teils prekären Bedingungen. Eine Verbesserung der Infrastruktur des Hilfsnetzes ist unbedingt nötig und, wie die anhaltend hohen Zahlen zu Gewalt gegen Frauen zeigen, auch längst überfällig.

2.     dass Frauen in Notlagen und schwierigen persönlichen Situationen besondere Unterstützung erhalten. Dazu zählt auch die Gewährleistung einer eigenständigen – finanziell und materiell unabhängigen – Existenz. Es gibt in Deutschland viele Frauen, die sich aus Angst vor dem Verlust ihrer Existenzgrundlage nicht von ihren gewalttätigen Partner/innen trennen können. Insbesondere Migrantinnen sowie Betroffene von Menschenhandel und häuslicher Gewalt sind hiervon in hohem Maße betroffen. Die finanzielle Abhängigkeit von gewaltbetroffenen Frauen lässt sich nur auflösen, wenn die ökonomische Gewalt als solche erkannt und von der Gesellschaft aufgefangen wird.  

3.     dass Frauen nicht tagtäglich mit sexistischen Bildern in den Medien konfrontiert sind. Es gibt nach wie vor keine gesetzlichen Regelungen, die es verbieten, Frauenkörper als bloße Dekorationen für Produktwerbung einzusetzen. Mädchen und Jungen in Deutschland wachsen auch heute noch mit stereotypen Vorstellungen von Geschlechterrollen auf. Sexistische Werbung befördert Vorurteile und schränkt die Entfaltungsmöglichkeiten von Mädchen ein. Sie ist eine Form struktureller Gewalt.

Der bff und seine Mitglieder werden am 14. Februar mit dabei sein. Wir werden von der Nordsee bis an die Alpen, vom Ruhrgebiet bis ins Erzgebirge, in großen Städten und auf dem Land mittanzen und die „Verhältnisse zum Tanzen bringen – Für eine Gesellschaft ohne Gewalt.“ Unser extra für diesen Anlass entworfene neue Sticker kann auch schon jetzt direkt bei uns bestellt werden.

Erhebt Euch, befreit Euch, tanzt!


Picture
© bff: Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe
0 Comments

BLOGBEITRAG VON MONIKA HAUSER, GRÜNDERIN VON MEDICA MONDIALE

22/1/2014

0 Comments

 
Das Verhalten von JustizbeamtInnen, PolizistInnen oder ÄrztInnen, mit denen Frauen und Mädchen anschließend zu tun haben, ist oft demütigend und retraumatisierend. Gerechtigkeit sieht anders aus.
Picture2013 © Bettina Flitner/medica mondiale
Was bedeutet Gerechtigkeit?

Gerechtigkeit bedeutet für mich, den Schmerz aller Frauen und Mädchen anzuerkennen, die sexualisierte Gewalt überlebt haben. Dazu gehört auch, die Taten öffentlich zu machen und Unterstützung zu organisieren – jenseits aller geographischen, politischen, religiösen und sonstigen Grenzen. Ebenso wichtig ist mir, die Kraft und die innere Stärke zu würdigen, mit der Frauen und Mädchen ihr weiteres Leben meistern.  

Wie sieht Gerechtigkeit aus?

Vergewaltigung und andere Formen sexualisierter Gewalt sind Menschenrechtsverletzungen, die die physische, psychische und soziale Integrität eines Menschen extrem angreifen – mit schwerwiegenden Folgen für die Überlebenden. Das Verhalten von JustizbeamtInnen, PolizistInnen oder ÄrztInnen, mit denen Frauen und Mädchen anschließend zu tun haben, ist oft demütigend und retraumatisierend. Gerechtigkeit sieht anders aus. Deshalb fordert medica mondiale verbindliche traumasensible Standards für den Umgang mit Überlebenden und Zeuginnen in der medizinischen und psychosozialen Versorgung, in der Beratung sowie bei der Polizei und vor Gericht.

Warum trete ich am 14. Februar 2014 ein für Gerechtigkeit?

Es ist an der Zeit, über erlittenes Unrecht zu sprechen, damit die Kette von Gewalt und Trauma unterbrochen wird.

Es ist an der Zeit, nicht mehr wegzuschauen, sondern sich einzumischen.

Es ist an der Zeit, die Täter anzuklagen und dafür zu sorgen, dass sie bestraft werden.

Es ist an der Zeit, solidarisch Seite an Seite zu stehen und dafür einzutreten, dass Frauen Gerechtigkeit widerfährt.

Erhebt euch, befreit euch, tanzt!


0 Comments

PINKSTINKS ERHEBT SICH

13/1/2014

0 Comments

 
One Billion Rising 2013 war wahrscheinlich der größte und medienwirksamste Flashmob, den die Welt je erlebt hat. Alleine in Deutschland wurde in über zweihundert Städten zum Song „Break the Chains“ (Spreng die Ketten) auf offenen Plätzen, in U-Bahnen und auf der Straße getanzt.
In Hamburg tanzten wir an zehn verschiedenen Orten, an denen sich immer wieder Fremde umarmten und Passanten interessiert Flyer von feministischen Organisationen mitnahmen. Am Ende des Tages tanzten so viele Menschen am Jungfernstieg, dass der Verkehr nicht mehr durchkam. Wer nicht weiß, was One Billion Rising ist, oder was letztes Jahr am 14.02.2013 los war, sieht hier die Zusammenfassung.

Geplant wurde dieses deutschlandweite Event von vielen einzelnen Organisationen: Der Jugendclub Centre Talma brachte z.B. alleine am Brandenburger Tor über 5000 Menschen zum tanzen. Gebündelt wurden die Aktionen von drei Frauen, die Eve Ensler und ihre V-Day-Bewegung, aus der die Kampagne One Billion Rising entstand, in Deutschland vertreten.

Ines Eichmüller, Karin Heisecke und Ivana Smith arbeiten auch dieses Jahr ehrenamtlich neben ihren Vollzeitjobs, um OBR 2014 effektiv zu koordinieren. Das ist eine harte Arbeit, auch, weil sich in Deutschland schon viele One Billion Rising – Seiten gegründet haben. Welche ist denn jetzt die richtige? Richtig sind sie alle, denn alle wollen das eine: Einen lautstarken Protest gegen Gewalt gegen Frauen. Was die Seite von diesen drei Frauen besonders macht, ist, dass sie viele deutsche Verbände wie Terre des Femmes und Pinkstinks hinter sich haben. Und die formulieren gerade gemeinsam drei konkrete Forderungen an die deutschen Gesetzesmacher*innen: Anfang Februar werden diese publiziert. Und deshalb heißt OBR dieses Jahr: One Billion Rising for Justice.

Eine dieser Forderungen, das dürfen wir schon sagen, wird eine stärkere Kontrolle von sexistischer Werbung und sexistischen Darstellungen in den Medien sein. Denn sexistische Werbung ist strukturelle Gewalt. Pinkstinks hat für diesen Teil der Forderung Flyer erstellt, die ihr hier kostenlos bestellen und am 14. Februar 2014 in eurer Gegend verteilen könnt. Wenn ihr bei den Tänzen und Aktionen dabei seid (hier seht ihr, wo was los ist), könnt ihr die Flyer im Rucksack mitführen und verteilen, ansonsten könnt ihr sie auch in den Tagen drum herum an öffentlichen Stellen auslegen.

Picture
Der Flyer ist ein Aufruf an den Deutschen Werberat, die Selbstkontrolle der Werbeindustrie. Durch die vielen Stimmen, die durch „OBR for Justice“ sprechen, wird er sehen, dass der Aufschrei nach einer gesetzlichen Regelung für sexistische Werbung immer lauter wird. Wir fordern: Ändert eure Kriterien, jetzt! Mit einem ganz konkreten Kriterium fangen wir zu One Billion Rising an: Keine sexualisierten Frauenkörper oder Körperteile als pure Dekoration, also ohne Produktbezug, in der Werbung! Und es sollte dem Werberat ein Einfaches sein, das zu übernehmen, da er nach dieser Maxime schon einige Kampagnen gerügt hat. Oft jedoch erst nach großem öffentlichen Druck. Wir wollen diese Aussage deshalb artikuliert und schwarz auf weiß in den Diskriminierungskriterien des Werberats lesen.

Im Mai wird Pinkstinks dem Werberat weitere Kriterien vorlegen. Ein Schritt zu seiner Zeit.

Bitte erhebt euch mit uns am 14. Februar! Hier ist nach wie vor die schönste Zusammenfassung, warum ihr das tun solltet: „Wir stehen nicht zur Verfügung.“ Danke dafür an Sookee und alle Macher*innen dieses Videos.

Stevie Schmiedel


0 Comments

Über Bauchschmerzen, „Opferdiskurs“ und Selbstermächtigung

11/1/2014

3 Comments

 
Unsere Gruppe hat mit Begeisterung im letzten Jahr an One Billion Rising teilgenommen: Eine internationale Aktion gegen Gewalt gegen Frauen, die Aufmerksamkeit erzeugt und Frauen, unabhängig von ihrem Organisationsgrad mobilisiert, fanden und finden wir toll.

Durch die überregionale Mobilisierung, und viele kleine dezentrale Aktionen, war es auch vergleichsweise einfach eine beachtliche Zahl von Frauen auf die Straße zu bringen und öffentlichen Raum für die gemeinsame Sache einzunehmen.

Deshalb war es für uns klar, dass wir auch in 2014 wieder dabei sein wollen und wir luden kurzerhand zum Vernetzungstreffen ein. Dort war schnell feststellbar, dass es unterschiedliche Sichtweisen zur Herangehensweise gab, die uns letztlich zum Entschluss führten in 2014 auszusetzen, weil wir uns mit der vor Ort gewünschten Ausrichtung nicht wohl fühlen. Herzlich bedanken möchten wir uns bei den Deutschland-Koordinatorinnen, die uns die Möglichkeit geben auf diesem Blog unsere Sichtweise darzulegen und unsere Gedanken mit anderen zu teilen. Für das nächste Jahr haben wir uns vorgenommen früher mit der Vorbereitung zu beginnen um mehr Zeit zur gemeinsamen Diskussion und Erarbeitung einer Aktion, mit der sich alle wohl fühlen, zu haben. 

Zu unseren Bauchschmerzen im Einzelnen:

I. 


Der Wunsch auf den "Opferdiskurs" zu verzichten, und die Aktion "positiv" auszugestalten, liegt uns schwer im Magen. Die Eliminierung von Opfern halten wir für eine neoliberale Strategie um Unterdrückungsverhältnisse, auch geschlechtsspezifische, zu negieren und damit gleichzeitig zu legitimieren.

Opfer werden als schwach, passiv und hilflos dargestellt. Dem wird entgegengesetzt, dass verletzbare Personen eine Reihe von Strategien entwickeln müssen um mit ihrer Situation klarzukommen, und dass deshalb die Bezeichnung als "Opfer" falsch sei, denn die Person sei ja nicht schwach und hilflos, sondern vielmehr mutig und stark. In der neoliberalen Definition wird das "Opfersein" zum Charakteristikum: Wir können entweder wehrlose Opfer sein oder aktive Subjekte, aber nicht beides auf einmal. Es wird ein Dualismus kreiert, die Bezeichnung Opfer wird zum Schimpfwort (wer kennt das nicht von Jugendlichen die ihre Mitmenschen als "Du Opfer" beschimpfen?).

Nach dem Duden wird eine Person als Opfer bezeichnet, die durch jemanden oder etwas umkommt oder Schaden erleidet - über den Charakter dieser Person wird dabei nichts gesagt. Es geht nur darum, dass jemand einen Menschen schlägt, ausraubt, betrügt, oder ihr sonst irgendwie Leid zufügt.

Dem steht diese andere Umdefinition gegenüber, nach der eine Person unverletzlich ist, und ein aktives Subjekt, und die größte Gewalt, die ihr angetan werden kann, ist die, sie ein "Opfer" zu nennen. 

Unser Problem mit dieser Betrachtungsweise ist in erster Linie, dass es dort wo es keine Opfer gibt, auch keine Täter gibt: Täter werden ausgeblendet und ihre Aktionen, ihre Motivationen, ihre Machtposition werden ausgeblendet. Den Dualismus entweder handelndes Subjekt oder wehrloses Opfer zu sein, finden wir problematisch, denn es handelt sich nicht um ein Gegensatzpaar, sondern beides geht zusammen. Der Gegensatz zu handelndes Subjekt ist Objekt. Der Gegensatz von Opfer ist nicht Subjekt, sondern Täter. Selbstverständlich kann ein Opfer, als Objekt gegen das sich die Aggression/Gewalt des Täters richtet, noch denken, fühlen, handeln. Und manchmal wählen Menschen bewusst die Unterordnung zum Täter, da er sich in einer solchen Machtposition befindet, dass jegliches Wehren die Situation verschlimmern würde/könnte. In der Logik der Argumentation des Neoliberalismus ist es hingegen dann nicht mehr erstaunlich, wenn ein "Nicht-Nein-Sagen" auch vor Gericht als  "Ja" gewertet wird. Für uns ist der Fokus auf die Täter wichtig, denn egal wie das Opfer sich verhält: Es wird ihm zugefügte Gewalt nicht immer effektiv verhindern können. Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen kommt nicht umhin beim Aggressor anzusetzen. Wir wollen in einer Gesellschaft leben, in der wir nicht alltäglich Gewaltsituationen unterschiedlichster Art ausgesetzt werden und in der wir nicht unsere meiste Energie darauf verwenden, wie wir uns in die Lage versetzen können uns in einer entsprechenden Situation, mit etwas Glück, effektiv wehren zu können (und einer Täter-Opfer-Schuldumkehr ausgesetzt zu werden, wenn wir dabei „versagt“ haben). Wir können noch so stark und wehrhaft sein, in den vielfältigen Machtverhältnissen, denen wir ausgesetzt sind, gibt uns dies keinen ausreichenden Schutz. Die Reflektion über diese Machtverhältnisse entmächtigt uns nicht, sondern - im Gegenteil - sie gibt uns die Kraft gegen Unterdrückung und Ungerechtigkeit laut zu werden, aufzubegehren und diese in Frage zu stellen. Denn nicht die Opfer, sondern die Täter sind das Problem.

II.

Als autonome Frauenstruktur ist es uns wichtig, dass wir keine Männer brauchen um politisch aktiv zu werden. Oft genug erleben wir, dass das Wort einer Frau nicht genau so viel zählt wie das eines Mannes. Ein Mann in einer Gruppe wird mehr wahrgenommen, sein Wort hat mehr Gewicht. 

Dies resultiert aus einem System, in dem Frauen durch ein vernetztes Gefüge von sozialen, wirtschaftlichen, politischen und rechtlichen Machtstrukturen Nachteile gegenüber Männern haben. Diese Strukturen dienen letztendlich der Unterdrückung der Frau, denn sie statten Männer insgesamt mit Privilegien und besonderen Rechten aus. Diese Privilegien umfassen alle Aspekte des Lebens von Männern. Bedauerlicherweise verwechseln Männer diese Privilegien mit natürlichen, ihnen angeborenen Rechten.

Es reicht deshalb nicht für Männer keine Gewalt auszuüben oder respektvoll mit Frauen umzugehen. Auch der netteste, empathischste Mann profitiert von Sexismus. So funktioniert Unterdrückung. Das ist kein Vorwurf, sondern eine Feststellung. (Laurie Penny hat dazu einen treffenden Artikel geschrieben, Of course all men don’t hate women. But all men must know they benefit from sexism   http://www.newstatesman.com/2013/08/laurie-penny/men-sexism)

Verhaltensweisen, die Dominanz ausdrücken, wurden Männern von Geburt an beigebracht, genauso wie Frauen dazu sozialisiert wurden immer nett, freundlich und gut zu sein. Sich aus dieser Sozialisation zu befreien ist ein Prozess. Männer können nicht wissen wie es ist als zweites, „schlechteres“ Geschlecht sozialisiert worden zu sein, denn sie teilen diese Erfahrung nicht.

Frauen schulden Männern tatsächlich nichts, weder ein Lächeln, noch Raum, noch irgendetwas. Alleine der besondere Wert, der auf die Beteiligung von Männern bei One Billion Rising gelegt wird, betont wieder die übliche Frauenrolle der netten und guten, die ja Männer einladen will und es sich nicht erlauben darf, ihren Raum für sich alleine und exklusiv zu bestimmen, denn dann wäre sie ja aggressiv und böse. Das darf nicht sein, obwohl Frauen wohl das Recht zugestanden werden muss, sich so zu fühlen und zu geben wie sie möchten, nach umfassender Gewalterfahrung, auf die eine oder andere Art und Weise, die viele von uns gemacht haben. Wieso müssen und sollen Frauen sogar an einem Tag gegen Gewalt, deren Opfer sie mehrheitlich sind, stereotype Erwartungen an sie als „Frauen“  fortsetzen, obwohl diese Erwartungen ja letztendlich auch zur Gewalt geführt haben. Vielleicht fühlt sich die ein oder andere Frau, die Gewalt erleben musste unwohl in der Gegenwart von Männern, die unbewusst männliche Dominanz ausstrahlen.

Studien schätzen, dass bis zu 30% aller Frauen in allen Ländern der Welt die Opfer von Gewalt durch Männer geworden sind, deshalb findet One Billion Rising ja überhaupt statt. Viele glauben, dass diese Zahl sogar zu niedrig angesetzt ist. Es kann deshalb nicht von Frauen erwartet werden zu glauben, dass Männer „sicher“ sind. Nur weil beteiligte Männer behaupten, gegen Gewalt zu sein, heißt das nicht, das dies wirklich so ist. Gerade traumatisierte Menschen wissen, dass der Wolf sich häufig im Schafspelz versteckt, und gerade an einem Tag wie OBR geht es um Frauen, und nicht um die Bedürfnisse und verletzten Gefühle von Männern, die sich ausgeschlossen fühlen könnten.

Es ist auch nicht die Aufgabe von Männern Frauen zu beschützen, denn das können sie selbst. Es ist die Aufgabe von Männern Solidarität zu zeigen und die Wünsche von Frauen zu respektieren und nicht die übliche Geschlechteraufteilung in starke beschützende Männer und arme, missbrauchte Gewaltopfer fortzusetzen.

Wenn Männer sich wirklich und aufrichtig mit Gewaltstrukturen und ihrer eigenen Sozialisation beschäftigt haben, wären sie schon vor OBR organisiert gewesen und hätten als organisierte Gruppe um eine Art der Beteiligung als Zeichen der Solidarität gebeten (zum Beispiel Zero Macho in Frankreich (http://tinyurl.com/ogcgyw7), oder Real Men dont buy girls (http://tinyurl.com/no2jzqs) Echte Männer kaufen keine Frauen (http://tinyurl.com/nraj48h)). Das würde und sollte sogar ausdrücklich willkommen geheißen werden. Unter allen anderen Umständen ist unserer Meinung nach eine Beteiligung und „Integration „ von Männern in OBR abzulehnen. Es ist nicht die Aufgabe von Frauen, Männer zu erziehen oder sich um sie zu bemühen, damit sie sich „integrieren“ können.

Wir sehen in One Billion Rising ein großes Potenzial für Selbstermächtigung und Besetzung des öffentlichen Raums. Eine Möglichkeit laut aufzuschreien gegen die Unterdrückung von Frauen im Hier und Heute. Wir meinen: Wir sollten unsere Kraft als Frauen, die solidarisch zusammenstehen, nicht unterschätzen. 

LISA Wiesbaden



3 Comments

ASTRID HILT (OBR SAARLAND) ÜBER IHR TREFFEN MIT EVE ENSLER

7/1/2014

0 Comments

 
One Billion Rising Deutschland bekam ein Gesicht - oder besser: viele Gesichter - wurde erfüllt von Emotion, Begeisterung, Inspiration und von unseren Erlebnissen, die wir nun teilen.
Wie mir scheint, kommt OBR in Wellen.

Am 27. Oktober kam die Nachricht, dass Eve Ensler nach Berlin kommt, und dass es ein Treffen geben wird mit OrganisatorInnen und AktivistInnen von One Billion Rising Deutschland. Und ich konnte es kaum fassen: es sah doch tatsächlich so aus, als könnte ich es einrichten, hin zu fahren. Eine Ahnung, die sich in den folgenden 2 1/2 Wochen zunehmend bestätigen sollte, zumal just eine neue Fernbus-Verbindung eingerichtet worden ist von Saarbrücken über Homburg (!) nach Berlin.

Die Hinfahrt war schon wunderschön. Ich sah mich so ein bisschen wie auf einer Mission. Zwei Tage vorher hatten wir unser erstes Treffen, und ich fühlte mich unterwegs im Namen der Saarländischen Frau. Und das nachdem ich mein halbes Leben lang vor allen Rollenbildern geflüchtet bin, die diese Spezies verkörpert. Egal, ich war unterwegs, und hatte keine Vorstellung davon, was mich dort erwarten mochte.

Eine ältere Mitreisende, der ich von unserem Treffen erzählt habe ("Was machst´n in Berlin?" - Ich: "Weiß selbst nicht so genau, wir treffen uns da wegen sowas, da geht´s darum, die Gewalt gegen Frauen zu stoppen" - sie " Ja, da kenn´ich mich aus mit."), erzählte mir ihre Geschichte. Wie ihr Prinz Charming nach der Geburt ihrer Tochter - sie ist so alt wie ich - anfing, Gewalt gegen sie auszuüben. Wie sie "aushielt" bis ihr jüngster Sohn 18 war - also um die 23 Jahre lang. Wie sie dann mit 200€ ins Frauenhaus geflüchtet ist, völlig ausgebrannt innerlich. Wie er dann sagte, sie sei einer Sekte beigetreten, um bei den Nachbarn und der Familie in gutem Licht zu stehen, wie sie dann ihr neues, eigenes Leben aufgebaut hat und so weiter und so weiter. 

Als wir abends um 10 in Berlin angekommen waren, wusste ich auf jeden Fall wieder ganz genau, WOZU ich das tue.

Am nächsten Nachmittag war es dann soweit: ich hatte den Moritzplatz erreicht, und mich bis zum "motion*s Tanz- und Bewegungsstudio" durchgefragt. 

Hier konnte ich dann auf aufgeregte Menschen treffen, denen es allen irgendwie genauso zu gehen schien wie mir. Ich fühlte mich auf Anhieb wohl, und konnte mich dann noch eine letzte halbe Stunde nützlich machen, wodurch die dann auch angenehm schnell verging.

Dann saßen wir also alle in diesem eindrucksvollen Kreis in dem schönen großen Raum des Studios, und sahen uns mit erwartungsvollen Augen um.

Ein junger Mann mit einer Hang (oder hatte er zwei?) brachte uns mit seiner sphärischen Musik etwas zur Ruhe. Anschließend leitete Edda, die Organisatorin von OBR Bremen, eine Visualisierung an, die mich seither immer wieder beschäftigt: es ging um die Wertschätzung von Frauen und Mädchen und uns selbst. Eine starke Vorstellung, die ich möglichst nie wieder vergessen will.

Anschließend hatten wir Zeit, uns in der Runde einmal kurz vorzustellen, womit wir dann schonmal einen kleinen Eindruck gewinnen konnten, was sich hinter OBR Deutschland verbirgt, bevor sich Eve Ensler zu uns gesellte.

Dann trug Sookee den Monolog "eine Milliarde erhebt sich"vor.

Als Eve zu uns gestoßen, und wir vollzählig waren, stellten wir reihum unsere Projekte vor.

One Billion Rising Deutschland bekam ein Gesicht - oder besser: viele Gesichter - wurde erfüllt von Emotion, Begeisterung, Inspiration und von unseren Erlebnissen, die wir nun teilen.

Bei der Menge an Menschen und Erfahrungen konnte man sich unmöglich alles behalten, was gesprochen wurde. Zumal der Mix von Englisch und Deutsch für nicht-Übersetzer große Konzentration forderte.

Für mich persönlich war berührend, was die Frauen aus dem Kosovo erzählt haben. Der weltweite Tanz-Flashmob gibt den Frauen, die in ihrer Heimat fürchterliche Kriegserlebnisse machen mussten - viele davon mit Tabus belegt - neue Hoffnung.

Es ist mir von Herzen eine Angelegenheit, diese wertvolle Arbeit zu unterstützen, und wenn es "nur" durch unseren gemeinsamen Tanz am 14.Februar ist, und dadurch, dass ich von ihnen und von den den Frauen im Kosovo erzähle, wenn wir uns hier vorbereiten auf One Billion Rising for Justice. 

Mittlerweile konnte ich mir einige Viideo-Aufnahmen von dem Nachmittag ansehen, und dadurch einiges Revue passieren lassen. Meine Aufgabe war es, den Film zusammen zu schneiden, und mit Titel und Abspann zu versehen - kurz: einen Film daraus zu basteln.  Ich liebe solche Arbeiten. Durch das bearbeiten der Aufnahmen setzt man sich so gut damit auseinander, dass man kennen lernt wie eine Landschaft. 

Es ist schön, sich so intensiv mit diesem Nachmittag zu befassen. Diese wunderbare Energie kommt dann wieder. Damals hatte ich eine Woche lang Power für zwei Astrids. Ich brauchte viel weniger schlaf.

So, jetzt wünsche ich euch allen eine gute Zeit der Vorbereitung, und einen starken V-Day.

Ich hoffe, ich kann euch mit dem Film die Inspiration in Erinnerung bringen und die beschriebene Kraft.

Liebe Grüße

Astrid





Picture
0 Comments

    Archives

    March 2015
    February 2014
    January 2014

    Categories

    All

    RSS Feed

Picture
Instagram
Picture
One Billion Rising Deutschland  |  V-Day Deutschland

Alle Rechte vorbehalten  |  Created by Ivana Smith   |  Unterstützt von UTZ Webdesign  |  Impressum  |  Shop