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Erzähl Du auch: Sexualisierte Gewalt geht uns alle an, weil immer ein Mensch dahinter steht

25/3/2015

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V-Männer-Gastkommentar 
Von Volker Wiedeck (Hannah-Stiftung)


Vor einem Monat gingen ungewöhnliche Fotos und Videos von türkischen Männern um die Welt. Männer in Miniröcken zogen durch Istanbuls Strassen, um ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen zu setzen. Der traurige Anlass war der brutale Mord an Özgecan Aslan am 11. Februar.

Die 20jährige Psychologiestudentin war von einem Busfahrer auf dem Weg zu ihren Eltern entführt, erstochen und verbrannt worden, nachdem sie sich dem Vergewaltiger zur Wehr gesetzt hatte. Die Tat erschütterte das ganze Land. Tausende Türkinnen protestierten auf der Strasse und erzählten in sozialen Medien unter dem Hashtag #sendeanlat (Erzähl Du auch) von ihren Gewalterfahrungen.

Die Bilder riefen bei  mir Erinnerungen wach an den Mord an meiner 14jährigen Tochter Hannah im August vor acht Jahren und den Trauermarsch damals mit 6000 Menschen in Königswinter, zwei Tage nachdem ihre Leiche gefunden worden war.

Ich erinnerte mich an meine eigene Fassungslosigkeit, mein Entsetzen und die enorme Anteilnahme in der Bevölkerung, für die meine Familie und ich heute noch dankbar sind.

Özgecan und Hannah sind keine Einzelfälle. Es hätte jedes Mädchen und jede junge Frau treffen können.  Die beiden waren nur zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort. Sie sind gestorben für nichts. Nur für ein bisschen Ausüben von Macht.

Nach Hannahs Tod haben sich viele Frauen bei mir gemeldet und über ihre Gewalterfahrungen erzählt, auch Menschen aus unserem Nahbereich. Es war wie ein Eiterpickel, der sich öffnete.

Diese Erfahrung und Geschichten haben mich zur Gründung der Hannah-Stiftung bewegt. Sexuelle Gewalt ist eine extreme Grenzüberschreitung. Eine Vergewaltigung endet niemals mit der Tat. Damit zu leben, ist verdammt schwer.

Jede dritte Frau in der Europäischen Union hat nach einer Erhebung der EU-Agentur für Grundrechte seit ihrer Jugend körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt. Das sind etwa 62 Millionen.

In Deutschland erlebt jede siebte Frau mindestens einmal in ihrem Leben schwere sexualisierte Gewalt. Laut der polizeilichen Kriminalstatistik wurden 2013 bundesweit über 46 000 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung angezeigt. Dazu zählten 7408 Fälle von Vergewaltigung und schwerer sexueller Nötigung --darunter 1850 Fälle in Nordrhein-Westfalen.

Zur Verurteilung kamen weniger als neun Prozent der angezeigten Fälle laut dem Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen (KFN). Die Dunkelziffer ist jedoch extrem hoch, denn die Anzeigequote liegt bei unter 15 Prozent.

Bis heute reicht ein „Nein“ einer Frau nicht aus, um einen Vergewaltiger in Deutschland zu verurteilen, weil nach dem geltenden Recht das Opfer sich körperlich zur Wehr setzen oder zumindest die Androhung von Gewalt durch den Täter nachgewiesen werden muss.

Seit August ist die Europaratskonvention gegen Gewalt an Frauen in Kraft. Sie sieht vor, dass jede sexuelle Handlung gegen das Einverständnis der Betroffenen strafbar ist. Deutschland hat diese sogenannte Istanbul-Konvention unterzeichnet, aber sie ist noch ins deutsche Recht umgesetzt worden. Frauenverbände und Rechtsexperten fordern die Bundesregierung  auf, die Schutzlücke im Vergewaltigungsparagrafen (§177 StG) zu schlieβen und das deutsche Strafrecht fit für die Ratifizierung der Istanbul-Konvention zu machen.

Doch Gesetze allein bewirken keinen gesellschaftlichen Wandel. Gewalt führt zu Gewalt. Auge um Auge macht uns blind. Der Gewaltabbau muss in unseren Köpfen und Herzen stattfinden. Wir müssen unsere Lebensbedingungen verändern, die Menschen gewalttätig machen. Mit Druck kann man nichts erreichen, sondern nur mit Liebe, Wertschätzung und einem friedlichen Miteinander. Dazu bedarf es der Unterstützung aller, Männer wie Frauen, in jedem gesellschaftlichen Bereich.

Eine 2014 veröffentlichte KFN-Studie hat die Gewalterfahrungen in der Bevölkerung untersucht. Die Analyse von zwei repräsentativen Umfragen aus den Jahren 1992 und 2011 zeigte einen Rückgang beim sexuellen Kindesmissbrauch und elterlicher Gewalt in Deutschland. Die Hälfte der Befragten (51,4%) waren 2011 nach eigenen Angaben völlig gewaltfrei erzogen worden.

Belegt ist, dass Gewalterfahrungen in der Kindheit das Risiko erhöhen, im Erwachsenenalter Opfer von sexueller und häuslicher Gewalt zu werden. Frauen und Kinder sind vor allem von Gewalt im sozialen Nahbereich betroffen. Als Begründung, eine Vergewaltigung nicht anzuzeigen, werden besonders oft die „Peinlichkeit der Sache“ angeführt sowie Angst vor einem Verfahren. Durch Aufklärungskampagnen könnten die betroffenen Frauen möglicherweise zur Anzeige des Erlebten motiviert werden, heiβt es in dem Bericht.

Anfang des Jahres bekam ich einen Anruf von Ivana Smith, die sich als V-Day Koordinatorin in Deutschland vorstellte. V-Day sei eine globale Bewegung, die kreative Veranstaltungen fördert, um Menschen aus allen Bevölkerungsschichten für das Thema zu sensibilisieren und Mittel für lokale Anti-Gewalt-Initiativen zu generieren.

Es ging um die Deutschlandpremiere von „Eine Erinnerung, eine Erzählung, eine Klage und ein Gebet„, eine Sammlung von Erzählungen und Gedichten internationaler Autorinnen und Autoren, die die vielschichtige Gewalt, die Frauen und Kinder erfahren, enttarnt und von allen Seiten beleuchtet. Stücke geschrieben von –und für- Männer und Frauen.

Eine bunte Palette von lokalen Künstlern, Politikern und Medienschaffenden hat sich bereit erklärt, bei der Benefiz-Lesung am 28. März zu Gunsten der Hannah-Stiftung mitzuwirken, darunter Bundestagsabgeordneter Ulrich Kelber, Nora Jordan (Bonna Nora I.) und WDR-Moderator Ralf Henscheidt.

Sie wollen gemeinsam auf der Bühne ihre Stimme gegen Gewalt gegen Frauen erheben, weil es ein Problem ist, das mitten in uns besteht.

Es ist ermutigend, dass sich Männer um den Globus solidarisieren, weil sie die Gewalt und Diskriminierung, die Frauen und Mädchen täglich erleben, nicht mehr dulden wollen. Sie stellen die ungleichen Machtverhältnisse, Geschlechterklischees und Rollenmuster in Frage. Die Botschaft der türkischen Männer in Röcken ist klar: Keine Frau ist schuld, wenn sie vergewaltigt wird, egal wie sie gekleidet ist. Die Verantwortung tragen allein die Täter.


Ich glaube an das heilpädagogische Prinzip der kleinen Schritte. Jeder von uns kann seinen Beitrag leisten, bei sich zu Hause, in seiner Familie, in seinem Umfeld und in seiner Stadt. Wie Mustafa Kemal Atatürk, der Staatsgründer der modernen Türkei, einst sehr weise sagte: „Frieden zu Hause, Frieden in der Welt.“ 

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